November 2018
PROGRAMM

Donnerstag 08.11.18, 20.00 Uhr            

Waldheims Walzer
Ruth Beckermann, A 2018, 93 min

»Waldheim nein, Waldheim nein!« skandiert eine Menschenmenge 1986 auf
den Straßen Wiens. Die Filmemacherin Ruth Beckermann ist eine der AktivistInnen.
Mit Kamera und Mikrophon bewaffnet will sie die Wahl Kurt Waldheim zum
österreichischen Bundespräsidenten verhindern. 
Mehr als 30 Jahre später analysiert sie mit ihren eigenen Aufnahmen und einer Fülle
von Archivmaterial die »Waldheim-Affäre« als einen Wendepunkt der österreichischen Nachkriegsgeschichte. Sie rekonstruiert, wie der Jüdische Weltkongress in New York
und internationale Medien nach und nach die Lücken in der Kriegsbiografie
des ehemaligen österreichischen Außenministers und UN-Generalsekretärs aufdeckten:
Waldheim hatte seine Tätigkeit als Offizier der Wehrmacht von 1942-44 stets verschwiegen
und bestritt jede Beteiligung an NS-Verbrechen, ja selbst die damalige Kenntnis davon.
Doch je erdrückender die Vorwürfe wurden, desto erfolgreicher erwies sich in Österreich
die Mobilisierung eines dumpfen Wir-Gefühls mit antisemitischen Untertönen.
Obwohl eigentlich alle die Wahrheit kannten, war das Land bis dahin geschickt
darin gewesen, sich selbst und der Welt vorzutäuschen, Österreich sei
das „erste Opfer der Nazis“ gewesen – eine Lebenslüge, die in Sonntagsreden,
Büchern und Heimatfilmen jahrzehntelang reproduziert worden war. 
Auch wenn Waldheim am Ende tatsächlich zum Bundespräsidenten gewählt wurde und bis 1992
im Amt blieb, leitete sein Sieg aus heutiger Sicht seine eigentliche Niederlage ein.
Er blieb während seiner gesamten Amtszeit international isoliert, und das offizielle
Österreich öffnete sich endlich der längst überfälligen Auseinandersetzung mit
der eigenen Vergangenheit.
WALDHEIMS WALZER ist ein Film über Lügen, Wahrheit und »alternative Fakten«.
Über individuelles und kollektives Bewusstsein. Ein Lehrstück über das Schüren
von Emotionen, die mediale Schaffung von Feindbildern und den erfolgreichen Einsatz
von populistischer Propaganda und antisemitischen Parolen während eines Wahlkampfs.
Ruth Beckermanns Film zeigt aber auch, wie gründlich eine wachsame Zivilgesellschaft
ein Land verändern kann. 
Nach ihrem preisgekröntem Spielfilmdebüt „Die Geträumten“ (2016) kehrt
die Regisseurin mit WALDHEIMS WALZER in die dokumentarische Form zurück und
gewann bei der Berlinale 2018 den mit 50.000 Euro dotierten
»Glashütte Original – Dokumentarfilmpreis«.


Infos, Fotos und Trailer: https://www.salzgeber.de/presse/











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