November 2017
PROGRAMM

Donnerstag 23.11.17, 20.00 Uhr          Hamburger Premiere:

Inschallah  
Zwischen den Kulturen - ein Imam in Berlin

Antje Kruska, Judith Keil, D 2017, 91 min

Imam Sabri leitet eine Moschee in Berlin-Neukölln. Bemüht, Brücken zu schlagen zwischen
den Kulturen und Religionen, sieht er sich zugleich dem Verdacht ausgesetzt,
radikal zu sein. 
Mohammed Taha Sabri ist Mitte 50 und seit zehn Jahren Imam der Dar-Assalam-Moschee
in der Flughafenstraße in Berlin-Neukölln. Etwas versteckt klemmt die Moschee zwischen
nagelneuem Supermarkt und typischen Berliner Mietshäusern mit Kiosken,
Spielhallen und Second-Hand-Läden im Erdgeschoss. Hier mischen sich viele Nationalitäten
ein Umstand, den der Imam jeden Freitag aufs Neue in seinen Predigten erwähnt,
immer bemüht, seinen muslimischen Gemeindemitgliedern zu erklären,
dass die Vielfalt der Menschen um sie herum unbedingt von Allah genauso gewollt ist,
damit sie einander kennenlernen, und dass Abgrenzung nur zu Intoleranz führt.
Aber die Vielfalt der Lebensweisen sind für Strenggläubige nicht immer leicht mit den
eigenen Glaubensregeln und Wertmaßstäben zu vereinbaren: Ein junges Mädchen will wissen,
ob es sich auf der Klassenfahrt zu dem Lehrer an den Tisch setzen darf,
auch wenn er ein Bier trinkt. Eine Frau Ende 40 zählt viele gute Gründe auf,
warum sie sich von ihrem Mann trennen sollte, aber der Gedanke, ihren einstigen Eheschwur
auf den Koran zu brechen, lässt sie verzweifeln. Ein junger Mann will wissen,
ob die Sehnsucht nach Sex Grundlage für eine Heirat sein kann.
Mit solchen und zahlreichen anderen Problemen setzt sich der Imam tagtäglich
auseinander, unermüdlich darum bemüht, zwischen aufeinanderprallenden Kulturen,
Gläubigen und Ungläubigen Brücken zu schlagen als Fundament für ein mögliches Zusammenleben.
"Wir haben keine andere Chance", stellt Taha Sabri nüchtern fest. Er selbst fühlt sich wohl
in seiner zweiten Heimat Deutschland. Es fällt ihm leicht, mit ganz verschiedenen Menschen
in Kontakt zu treten, mit Humor, viel Menschenliebe und einer gesunden Portion Pragmatismus.
Im Laufe des Films gewährt der gebürtige Tunesier auch Einblicke in seine Biografie,
die bewegte Momente aufweist, und lässt sich bis ins Krankenhaus begleiten,
wo der Imam wenige Stunden nach einem Herzeingriff schon wieder für den Besuch
seiner Gemeindemitglieder zur Verfügung steht.
Der beharrliche Einsatz, den Taha Sabri für die Integration von Muslimen in
die deutsche Gesellschaft leistet, wird auch von bedeutenden Vertretern der
sogenannten Mehrheitsgesellschaft wahrgenommen. Vom Regierenden Bürgermeister von Berlin,
Michael Müller, bekommt der Imam den Landesverdienstorden verliehen,
den er neben Wim Wenders und Iris Berben stolz entgegennimmt.
Nach solch einer Ehrung in den öffentlichen Blickpunkt gerückt, wird Sabri auch
mit Kritik und Misstrauen konfrontiert: Journalisten namhafter Berliner Zeitungen
verdächtigen ihn, radikalen Tendenzen nicht entschieden entgegenzutreten,
und der Moscheeverein wird im Bericht des Verfassungsschutzes des Landes Berlin erwähnt,
der ihm Verbindungen zu den Muslimbrüdern nachsagt. In den Zeitungen ist von möglichen islamistischen Beeinflussungen die Rede, obwohl Sabri sich in seinen Predigten ausdrücklich
von solchen Tendenzen distanziert.
In diesem Zusammenhang wird deutlich, wie schwer es ist, in Zeiten der Angst
vor Terror um Vertrauen zu werben, denn islamische Vereinigungen werden
unter Generalverdacht gestellt. Umso mehr will Taha Sabri an seiner Mission festhalten:
die Spaltungen in der Gesellschaft zu überwinden und das Verbindende zwischen
den Religionen und Kulturen zu betonen, um weiter am Fundament einer friedlichen,
vielfältigen Gesellschaft zu bauen. 

Zu Gast: Judith Keil




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