Februar 2016
PROGRAMM

Donnerstag 04.02.16, 20.00 Uhr      

Ein Papagei im Eiscafé
Ines Thomsen, D/E 2014, 83 min, OmU

Mitten in Barcelona, in der Altstadt nah am Wasser, liegt mit engen Gassen voller
dunkler Gestalten das verrufene Viertel El Raval. Wo sich früher Matrosen mit Arbeiterfamilien
die kleinen billigen Wohnungen teilten, prägen heute Migranten aus aller Welt das Bild.
Tür an Tür liegen in den kleinen Straßen ihre Barbier- und Frisiersalons. Jede Nationalität
hat ihre eigenen. Parallelgesellschaften, die untereinander kaum Kontakt haben.
Wer sie betritt, scheint Spanien zu verlassen und in Schutzräume für vertraute Rituale
und heimatliche Erinnerungen einzutauchen. Denn Barbiere leben von ihren Stammkunden und
ihrer fast seelsorgerischen Fähigkeit, ständig über alles und nichts zu reden oder dazu
zu schweigen, während sie die Köpfe und Wangen der Mühseligen und Beladenen sanft berühren
und beherzt verschönern.
Der Film erzählt von vier Friseuren und ihren Kunden im Raval, vier kleinen, seltsamen
Zeit- und Raumkapseln, von Menschen, die sich aufmachten, in der Fremde ihr Glück zu finden,
während die Spanier gerade ihr eigenes Land verlassen.

Gast: Ines Thomsen   

Preise: new berlin film award in der Kategorie Bester Dokumentarfilm 2015,
        Hauptpreis beim 19. Filmfest Schleswig Holstein 2015

Begründung der Jury Dokumentarfilm achtung berlin:
„Ertrinkende gehen in ein Land, wo sie noch mehr ertrinken’ sagt der aus Marokko
eingewanderte Barbier. Unter Rasiermessern und Trockenhauben werden kleine Bemerkungen
für uns zu großen Weisheiten. Ines Thomsen erzählt uns ein Stück Neues Europa.
Von der Mobilität des ‚flexiblen Menschen’, von der Suche nach Glück und Auskommen fern ab
von Heimat und Familie, von Zuflucht in neuem Gefilde. Aber auch von sozialem Leben
mit gewachsenen Ritualen in einem alten Kiez. In vier kleinen Frisiersalons mitten in
Barcelonas Krisen- geschütteltem Migrantenviertel El Ravel macht uns der Film mit großer
Lust, Respekt und Leichtigkeit in seine Protagonisten verliebt. Sie haben es allesamt
nicht leicht, aber es scheint, dass sie es genau hier, in diesem Mikrokosmos FRISÖR,
einfach mal leicht nehmen können. Es wird geredet und es gibt Berührung.
Ob es der Barbier mit seinem Kunden ist, der Lehrling mit seinem Meister oder die Stammkunden
unter sich.
Ohne die Kamera zu spüren, lässt uns die Filmemacherin 80 Minuten mitlachen, mitweinen,
mitfühlen und mitdenken. Ein charmanter Film, der uns, obwohl auch hier Skype und
Mobiltelefone benutzt werden, nach Wärme und Gemeinschaft sehnen lässt. So lapidar wie
der Titel klingt – EIN PAPAGEI IM EISCAFÉ – hallt dieser Film aus einer Gasse Barcelonas
hier in uns nach und wir wünschen ihm demnächst ein großes, liebevolles Publikum
im Deutschen Kino.“

Jury-Begründung Filmfest Hamburg Schleswig-Holstein:
“Beobachtungen in Friseursalons unterschiedlicher Nationalitäten in Barcelona eröffnen
ein Kaleidoskop von Träumen, einen Ort, der nicht nur dort zu finden ist,
sondern auch in uns selbst. In eindrucksvollen Bildkompositionen und mit einer beinahe
unsichtbaren Kamera schafft die Regisseurin es, den Protagonisten nahe zu kommen.”

Die Schleswig-Holsteinerin Ines Thomsen studierte Kamera an der Hochschule für
Film- und Fernsehen ‚Konrad Wolf‘ in Potsdam Babelsberg und an der Filmschule ESCAC
in Barcelona.
Seit 2002 arbeitet sie als freischaffende Kamerafrau und realisierte nach einigen Kurzfilmen
nun ihren zweiten langen Dokumentarfilm als Regisseurin. Ihr erster Langfilm „Mañana al mar“
erhielt 2006 u.a. den Prix Europa als bester Dokumentarfilm, sowie den Max Ophüls-Dokumentarfilmpreis. Die Filmemacherin lebt heute in Berlin.

Fotos, Infos und Trailer: http://www.filmtank.de/p/einpapageiimeiscafe/

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