April 2013
PROGRAMM

Donnerstag 11.04.13, 18.00 Uhr

Technik des Glücks
Chris Wright, Stefan Kolbe, D 2003, 68 min

Früher gab es das Kraftwerk Zschornewitz. Tausende machten hier aus Kohle Strom.
Mit der DDR verschwand das Kraftwerk und mit ihm die Arbeit. Es blieben die Amateurfilme
der Kraftwerker. Gefilmte volkseigene Erfahrung. Im Dialog mit diesem Material entsteht
eine Vision ausgelöschter Vergangenheit und fehlender Zukunft. Das kleinere private Glück
neben dem großen, nicht eingelösten Versprechen.

Ein junger Mann aus Manchester kommt zur Jahrtausendwende in die ostdeutsche Industrieprovinz.
Er sucht nach dem, was hier schon sein Großvater im Krieg suchte und nicht fand.
Auch er findet es nicht, dafür aber das kollektive Abbild der Vergangenheit und Gegenwart
auf Schmalfilm und Videobändern - gefilmte volkseigene Erfahrung. Er bleibt am Ort
und wird Weihnachten nicht zu Hause in England sein.

Was als Film wie ein Briefroman anfängt, ist die Geschichte von der Geschichte
des Kraftwerkes Zschornewitz, des einstmals größten Kohlekraftwerkes der Welt.
Als es noch da war, fiel es keinem im Ort auf. Es war selbstverständlicher Mittelpunkt
des Lebens. Es war Heimat. Tausende machten hier aus Kohle Strom.
Das Werk und die Menschen, die Menschen und das Werk. Die Zeit blieb stehen.
Doch mit dem Zusammenbruch der DDR und der Einführung der Marktwirtschaft verschwand
die Arbeit. Man wurde nicht mehr gebraucht. Auch die alten Aufnahmen der filmenden
Kraftwerker wurden Abfall und landeten im Keller, gelagert als konservierter Müll.

Was bleibt. Der Ofen war aus. Die Wärme ist weg. Das Kraftwerk wurde gesprengt.
Das Ende einer Epoche. Das Leben geht weiter.
Es ist die Kunde von einem verlorenen Land, jenseits der Agitation. Bilder aus der Produktion. Unverstellt zeichnen die Amateure mit deutscher Liebe zum Detail ihren Alltag.
Es wird mit Kohle geheizt und der Schornstein raucht. Alles war Arbeit.
Die Welt würde gerechter sein und ihre Ordnung haben. Niemand sollte mehr und
keiner weniger haben.
Es ist die Beschreibung einer besonderen Mentalität. Menschen in ihrer Sehnsucht
nach Geborgenheit in der Gemeinschaft. Das kleinere private Glück neben dem großen,
nicht eingelösten Versprechen. Der langsame Lauf der Dinge.
Es ging alles seinen sozialistischen Gang. Das schöne Märchen von Fortschritt,
Glück und Glauben. Im Dialog mit dem Material der filmenden Kraftwerker entsteht
eine Vision von ausgelöschter Vergangenheit und fehlender Zukunft.
Eine Bestandsaufnahme über Hoffnung und Verlust. Mit der Wiedererweckung der
magischen Momente, jener proletarischen Kultur, arbeitet der Film assoziativ verdichtend
mit Lücken, Brüchen und Sprüngen. Wie hat es sich eigentlich zugetragen.
Eine Archäologie des Lebens dort, damals und eben noch.
Technik des Glücks berichtet uns von dem Traum, den man zusammen träumen wollte.
Wir finden, er verdient es, im hier und heute nacherzählt zu werden. (Martin Otting)

Die Filmemacher sind angefragt.

Infos und Fotos: http://www.technikdesgluecks.de/




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