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PROGRAMM |
Donnerstag 14.06.12, 20.00 Uhr
In Kooperation mit der film-altonale und der Filmwerkstatt Kiel:
Glücksritterinnen
Katja Fedulova, D 2011, 80 min, BD
1993 wurde Katja, wie damals einige ihrer Freundinnen, von ihrer Mutter aus der
Sowjetunion in den verheißungsvollen Westen geschickt. Heute, 13 Jahre später,
macht sich die Filmemacherin auf die Suche nach den anderen Frauen und porträtiert,
was aus den erwartungsvollen Lebensentwürfen geworden ist. Ein Film über das Ringen
um Selbstbestimmtheit als Tochter und Migrantin, in einem Leben voller zerplatzter Träume
und pragmatischer Kompromisse.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist das Leben in Russland für die Menschen
zum Überlebenskampf geworden. Die drohende Staatspleite, Kriminalität und fehlende
Ausbildungsmöglichkeiten brachten viele Mütter dazu, ihre Töchter in den goldenen
Westen zu schicken in der Hoffnung, ihnen so zu einem besseren Leben zu verhelfen.
Auch die Regisseurin Katja Fedulova kommt 1993 nach Deutschland und nimmt ihr Studium
in Kiel auf, wo sie sich mit fünf ihrer Schicksalsgenossinnen anfreundet:
Ilona, Olga, Alesja, Tatjana und Zhenja. Sie schlagen sich mit Schwarzarbeit,
wilden Partys und der Jagd auf heiratswillige Männer durch und träumen von der
großen Liebe. 13 Jahre später, ein Wiedersehen in Kiel. Anlass für Katja Fedulova,
ihre und die Geschichte ihrer Freundinnen filmisch aufzuarbeiten.
Haben sie das Glück gefunden? Da ist Ilona, die mit ihrem Lehrerdasein hadert und
immer weiter unerfüllten Karrierezielen nachjagt, um den hohen Ansprüchen ihrer Mutter
gerecht zu werden. Zhenja, die nach Petersburg zurückgekehrt ist und dort ganz
in einem neureichen Lifestyle-Hedonismus aufgeht. Oder die alleinerziehende Tatjana,
die ihre Tochter mit unerbittlicher Härte antreibt - damit sie es einmal besser hat.
Olga ist vor einem alten, unbewältigten Trauma ins Dasein einer italienischen Mama geflohen.
Alesja kämpft gegen die Alkoholabhängigkeit, um ihrer Tochter eine bessere Mutter zu sein,
als ihre eigene es war. Auch Katja selbst muss ihren Weg mit dem ihrer Mutter abgleichen:
Wo steht sie heute?
Der Film erzählt vom Leben als Emigrantin, von zerplatzten Träumen,
pragmatischen Kompromissen, Entwurzelung und - in allen Episoden - vom Ringen
um Selbstbestimmtheit. Und immer stehen im Zentrum die komplexen Beziehungen zwischen
Müttern und Töchtern. Nirgendwo zeigen sich die Folgen der politischen Wende deutlicher
als im Bruch zwischen den Generationen, nirgendwo werden die Rückstände des totalitären
Systems offenbarer: in autoritären Erziehungsmaßnahmen, im Leistungsdenken,
im einander Missverstehen oder schlicht in der Abwesenheit von Zuwendung und Fürsorge,
wenn sie am meisten gebraucht wird - aber auch im Eingestehen von Fehlern und in den Versuchen,
es anders, besser zu machen.
Die Filmemacherin wird anwesend sein.
Trailer, Info und Fotos: http://www.gluecksritterinnen.de/
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