April 2011
PROGRAMM

Freitag 08.04.11, 18.00 Uhr:

Hamburger Premiere:


Gesicht und Antwort
(www.dokfilmwoche.com)
Peter Ott, D 2010, 70 min, HD-Cam

Don-Bosco-Heim für Schwerstbehinderte: D. ist nach einem Badeunfall im
"Low Consciousness State". Nachtbett. Im Bett liegen, Füttern, Baden, Spazierfahrt
im Rollstuhl. Tagesstätte, Tagesbett. Physiotherapie. Etwas Fernsehen. Nachtbett.
Peter Ott beobachtet in „Gesicht und Antwort“ ein Leben, das in immer gleichen Bahnen verläuft.
Wir sehen in ihr Gesicht. Wo fängt Bewusstsein an und wo hört es auf?
Daniela Ott, die Protagonistin des Filmes, scheint in ihrer Hilflosigkeit auf das nackte
Existieren und in ihrer Sprach- und Handlungslosigkeit auf das reine und bloß kreatürliche
Dasein reduziert zu sein. Eine Frau, deren Grimassieren und spastische Kontrakturen sich
den gängigen Kommunikationsprotokollen entziehen und unser eigenes Körperbild irritieren.
Deren Mikro-Handlungsraum sich zu keinem Mehrwert codieren lässt aber das reine Potenzial
der menschlichen Bedingung benennt. Deren politischer Status, der das Mensch-Sein ja vor
allem anderen ist, stets prekär ist.
Die gleichzeitig unseren Blick mit einem klaren und unmittelbaren Blick erwidert,
der sich nicht senkt und nicht abwendet, sondern erst nach langem Augenkontakt anderen Dingen zuwendet und uns mit dem Gefühl, dass da jemand über ein intensives Wissen um den Blick
verfügt, ratlos zurücklässt.
Der Film ist eine Gratwanderung: wie kann man eine Frau mit derart schwerer Behinderung
zu einer Protagonistin, also in ihrem Handeln dargestellte Person werden lassen?
Zunächst in dem Versuch, ihren Alltag genau abzubilden: Daniela wacht auf. Sie wird umgebettet.
Sie wird gefüttert. Sie wird in den Rollstuhl gesetzt und zur Tagesstätte gefahren.
Dort wird sie gebadet und in der Ergo-Therapie gefördert. Sie wird spazieren gefahren und
wieder aufs Tagesbett gelegt. Sie wird gefüttert. In der Physiotherapie wird ihren
Kontrakturen entgegengewirkt. Daniela wird ins Bett gebracht.
Alle Handlungen werden im Passiv erlitten. Das Handelnde gibt es nur im Blick.
Statement Peter Ott: Weil Daniela nicht spricht, konnte die verbale Sprache kein Parameter
des Filmes sein, das hätte zu schnell eine Kumpanei des Zuschauers mit dem Sprechenden
ermöglicht. Gleichzeitig durfte es auch keinen Gegenschuss geben, das hätte die Handlungen
Danielas, den Blick und die kleinen Bewegungen, in eine interpretierende Ordnung überführt.
Was gezeigt wird, ist das Gesicht, das, ohne in eine symbolische Ordnung überführt zu werden,
zur Erfahrung wird. Der Respekt liegt nicht im Wegschauen sondern im Zurückblicken.
Der Filmemacher wird anwesend sein.

Info: www.duisburger-filmwoche.de/festival10/download/protokolle/18_Gesicht-und-Antwort.pdf

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